PHILOSOPHY2022-08-25T22:11:12+02:00

PHILOSOPHY

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Jürgen Angeler hat seine Maltechnik im Jahr 2015 entwickelt. Das geschah nach einem Prozess, in welchem er über eine Dekade lang verschiedene künstlerische Audrucksformen erprobte und philosophische Texte schrieb. Wichtige Erfahrungen machte er vor allem in der musikalischen Komposition bzw. Produktion sowie Fotografie. Seine Gemälde sind laut Eigendefinition ästhetisierte Gedanken und Emotionen, die er Schicht für Schicht auf der Bildoberfläche synchronisiert.

Der Weg zum Ansatz der Kreation seiner Gemälde, welchen er auch in Workshops vermittelt, begann im Jahr 2002. Er führte eine intensive Auseinandersetzung mit musikalischen Werken in deren kompositorischen Strukturen und Arrangements. In einem meditativ-kontemplativen Prozess zerlegte er diese Werke bewusst und führte sich diese analytisch und imaginär in ihren einzelnen Noten, Instrumentierungen und Klängen reflektiert vor Augen.

Nach dieser Erfahrung begann Jürgen Angeler, selbst musikalische Kompositionen zu schreiben und diese selbst mit verschiedenen Instrumenten wie Gitarre, Klavier, Synthesizer, Perkussion usw. zu arrangieren und aufzunehmen. Dies war die Geburt seines „künstlerischen Wesens“. Die psychologische Grundhaltung, sich ständig in der künstlerischen und philosophischen Auseinandersetzung bewusst die eigenen Aspekte der Persönlichkeit visuell, textlich und auditiv vor Augen zu führen, um sich dabei immerwährend neu zu begegnen und anzuordnen ist eine essentielle Säule seiner Arbeit, welche er bis heute in der Malerei fortführt.

Eine tiefere und subtilere Form dessen ist mit jeder künstlerischen Neuerfahrung für ihn reflektierbar und somit auch die Fähigkeit, psychologisch-intuitiv-naturelle Wesenszüge und Kräfte deutlicher und schärfer sichtbar zu machen, um diese aus dem Unbewussten in das Bewusstsein zu transportieren. Es ist analog zum Individuationsprozess lt. Carl Gustav Jung zu verstehen. In seinen Workshops vermittelt Jürgen Angeler neben künstlerischen und maltechnischen Aspekten auch die genannten psychologischen und meditativen Fähigkeiten, welche zum Ausdruck der künstlerischen Spontanität, persönlichen Stärke und individuellen Handschrift genutzt werden können.

Diese Abläufe setzt er im Farbschichtenaufbau seiner Malmethode um, die jedem, der damit arbeitet, die gleichen Selbsterfahrungen und inneren Neuanordnungen erlaubt. In den Bereichen Psychoanalytik und Intuitionstraining, kann seine Methode als Mittel zur kreativen Begleitung in der Arbeit mit den Klienten verwendet werden.

Ein Auszug einer seiner Texte aus dem Jahr 2013 beschreibt diesen Ansatz:

„…dabei handelte es sich um einen Prozess, in welchem ich mein Unterbewusstsein in das Bewusstsein transportierte. Beim Schreiben geht es mir darum, im jeweiligen Moment daraus zu schöpfen, wie die Beschaffenheit meines Bewusstseins gerade ist, währenddessen ich meine Gedanken und Gefühle mittels Worte auf Papier reflektiere, ohne diese in irgendeiner Art und Weise bewerten, verändern oder zensieren zu wollen. Ich achte dabei bloß auf die persönliche Notwendigkeit des Prozesses an sich und auf eine künstlerisch bzw. sachlich ästhetisch angemessene Ausdrucksweise. Jeder einzelne Gedanke, jede Emotion sind ein Tor, ein Wegweiser zu meinem Unterbewusstsein, also zu mir selbst. Ich lasse dabei die Worte fließen, um dadurch immer tiefer in meine Seele vorzudringen und mir dabei mich selbst vor Augen zu führen. Es geht um eine absolute Tiefgründigkeit, idealerweise bis zu dem Punkt, an welchem alles geschrieben wurde und keine Notwendigkeit mehr besteht, noch etwas auszudrücken. Der Prozess ist sehr entspannend, er macht zeit- und situationsbedingte Verstrickungen sowie Unklarheiten in meiner Persönlichkeit sicht- und fühlbar und löst diese schließlich auf, bis hin zur Kohärenz, ähnlich wie bei der Kontemplation oder Meditation und beim Expressionismus in der Malerei. Ich nütze diese Arbeit überdies für ein psychologisches Projekt, in welchem ich die Funktionsweise der menschlichen Kohärenz porträtiere, in Hinsicht auf das kollektive Unbewusste. Die Persönlichkeit eines einzigen Menschen kann die Persönlichkeit aller Menschen ausdrücken. Die Reflexion der temporären Beschaffenheit des Bewusstseins, unter Einbezug des Willens bzw. Egos, also der persönlichen Wünsche, ermöglicht bei Rücksichtnahme der sozialen Ursprünge die analytische Porträtierung und somit Hinterfragung der eigenen Motive aus verschiedenen Sicht- und Denkperspektiven, welche auch die Vergangenheit bzw. „Vorgeschichte“ beinhalten. Durch diese analytische Auflösung kann die Sinnhaftigkeit dessen hinterfragt werden, was man meint zu glauben, wissen und erkennen und, in weiterer Hinsicht, welche Verhaltensweisen man aufweist und plant. Es handelt sich also um eine Auflösung von Glaubenssätzen indem man ihnen jene Grundlage entzieht, welche durch Denkfehler und unklare Einsichten in das eigene Bewusstsein entstehen. Was übrig bleibt, ist reiner Existentialismus bzw. Individualismus, eine Säule, auf welcher man das Leben in größerer Reinheit und Authentizität lebt. Der Existentialismus ist ohne dem Expressionismus unmöglich. Der Expressionismus ist ein Weg zur Selbsterkenntnis und Reinheit. Das Verhalten, sowie jegliche Interpretation und Kommunikation wurzeln in der Beschaffenheit des Bewusstseins. Die Wahrnehmung ist unmittelbar abhängig von der Interpretation und Bewertung. Wenn keine Bewertungsmuster mehr da sind, so sind die Wahrnehmung, das Verhalten, sowie das künstlerische und wissenschaftliche Schaffen, und nicht zuletzt das alltägliche Leben und die persönliche Ausdruckskraft absolut rein, klar, individuell und authentisch. Der Prozess des Transports des Unterbewusstseins in das Bewusstsein und die damit verbundene Selbstanalyse und Reduktion der überflüssigen Zusätze und Muster schaffen die Voraussetzungen dafür. Es ist ein Vereinfachungsprozess bis hin zur notwendigsten Beschaffenheit des Bewusstseins und zugleich eine essentiell-qualitative Erweiterung der eigenen Blickwinkel und Möglichkeiten sowie eine Sublimierung des Geistes und der persönlichen Ausdruckskraft. Diese Arbeit geht Hand in Hand mit der Komposition meiner Musik, beides ist in dessen Natur ident. Komposition ist nichts anderes als dieser Prozess, welcher in musikalischer Form stattfindet. Melodien, die für Intervalle verwendet werden, sind analog zu separaten Gedanken, Emotionen und deren Verbindungen, auch Interpretationen, zu verstehen, ihre in Noten gefassten Kontraste bilden das Werk. Das abgeschlossene Stück ist schlussendlich eine kohärente Simplifizierung, ein großes Bild, welches den gesamten Verarbeitungsprozess beinhaltet. Es wird während dessen Entstehung in der menschlichen Persönlichkeit erkannt, zerlegt, porträtiert, analysiert, vereinfacht, und schließlich aufgelöst und somit in Kohärenz gebracht, wobei am Ende die gesamte Entstehungsgeschichte sichtbar ist.“

Jürgen Angeler geht davon aus, dass im Grundprinzip die Intuition, Lebens- und Schaffenskraft jedes kreativen Menschen gleich funktioniert. Die Persönlichkeit besteht, fernab ihrer ur-harmonischen, klaren und individuellen Existenz, zu einem gewissen Teil aus gedanklich konstruierten Programmen, die im Laufe des Lebens durch Erfahrungen und Geschehnisse selbst aufgebaut werden (vgl. „Essenzen“ aus dem Existentialismus, Jean-Paul Sartre). Diese Programme können die Kreativität entweder behindern oder, richtig kanalisiert, fördern und steigern. Die Übertragung (vgl. Sigmund Freud) der Gedankensysteme und Emotionen, die in bzw. hinter diesen Programmen stehen, auf die Kunstwerke, kann zudem als Weg zur Verarbeitung sowie Rückkehr zur individuellen Klarheit und Substanz, als der „reinen Existenz“ angewandt werden. In den Workshops wird bei Bedarf gemeinsam mit den Teilnehmern genau an diesen Punkten gearbeitet und das technische Werkzeug sowie psychologische Verständnis vermittelt, um die intuitiven Verarbeitungs- und Kreativitätsprozesse dahingehend anzuregen und zu fördern.


Arbeit aus dem Jahr 2017: „17-449“, Acryl und Dispersion auf Karton, 30 x 40 cm

Bevor Jürgen Angeler im Jahr 2013 mit der Malerei begann, war für ihn das Schreiben eine seiner wichtigsten persönliche Ausdrucksformen. Hierdurch erhielt er viele Erkenntnisse, auf welche seine heutige künstlerische Ausdrucksform gründet. Er schrieb bis heute über 17.000 Seiten im A4-Format. Dabei drückte er sich intensiv durch spontan in Worte gefasste Gedanken und Emotionen aus, was eine Schulung der Intuition und des Ausdrucksvermögens und eine wichtige Voraussetzungen für seine heutige Arbeit bedeutete. Das unzensierte Aufschreiben und Reflektieren seiner Gedanken und Emotionen war (bzw. ist) eine textliche Analogie zum Expressionismus in der Malerei. Ein wesentlicher Askept ist dabei die „Öffnung“ des Geistes und die damit einhergehende Verbindung mit der Ur-Energie (vgl. Prana, Qi, Kundalini aus fernöstlichen Lehren).

Jürgen Angeler ist Multiinstrumentalist. Zwischen 2007 und 2016 schrieb und produzierte er über 85 musikalische Kompositionen. Aufführungen dieser Musik fanden auf Vernissagen statt und wurden in Avantgarde-Kurzfilmproduktionen verwendet.

Seine ersten Beteiligungen an Kunstausstellungen waren Fotografien von Architektur und Landschaft. Die Fotografie war für ihn ein bedeutender Ansatz zur bildnerischen Kompositionslehre.

Dies alles hat ihn zur Malerei geführt, wo Jürgen Angeler nun diese Erfahrungen verbindet.

TECHNIK

Jürgen Angeler beschreibt seine Malmethode folgendermaßen:

Der Aufbau meiner Bilder geschieht fast immer in Schichten und ich folge dabei in der Farb- und Formenwahl ausschließlich meiner Intuiton. Die einzelnen Schichten bilden Farb- und Formkontraste und je mehr Schichten ich bei einem Bild verwende, desto mehr Tiefe bekommt es in der Regel. Bei meinen Bildern habe ich zu Beginn keine feste Vorstellungen, wie sie schlussendlich aussehen sollen, es kommt also das Prinzip der Informellen Malerei zutage. Auch lehne ich eine definierte „ideale Komposition“ ab und ersetze sie durch die spontane Freiheit meiner intuitiven Logik und Emotionen während der Entstehung der Bilder. Ich fertige die Werke hauptsächlich mit Rakeln und füge an den obersten Schichten oft Farbspritzer als markante Merkmale hinzu. Im gesamten Prozess lässt es sich nicht strikt kontrollieren, wie das Endergebnis schließlich aussehen wird und so können die Emotionen und der Geist möglichst frei und ungefiltert auf das Bild übertragen werden.

In meiner Technik werden auch Aspekte des Expressionismus sowie der Tiefenpsychologie angewandt: der Transport des Unbewussten in das Bewusstsein. Stark geprägt wurde dieser Prozess von den Psychologen Sigmund Freud und Carl Gustav Jung. Sie blickten tief in die Seelen der Menschen und drückten das in ihren Schriften aus. Es wurde u. a. der Ansatz geschaffen, dass während des Träumens das Unbewusste frei und sichtbar wird. Dies versuchten auch die Maler ihrer Zeit, wie Schiele und Kokoschka, auszudrücken. Mit meiner Methode mache ich in der Abstrakten Malerei nichts anderes, jedoch gehe ich damit bewusst, wach und spontan in den Moment. Carl Gustav Jung prägte den Begriff „Individuationsprozess“, welcher die „dunkle“ bzw. „versteckte“ Seite des Menschen im Laufe der persönlichen Lebensentwicklung immer mehr in das Bewusstsein integriert. Das ist analog zu meiner Malerei zu verstehen – bei regelmäßiger Anwendung meiner Maltechnik werden die eigenen spontane und intuitive Kräfte immer weiter neu freigesetzt. Die Intuition, welche dabei immer mehr geschult und gestärkt wird, ist ein Weg zur „dunklen“ und „versteckten“ Seite der Seele – auch in einem gefühlten energetischen Bereich.

Es kommt also ein wesentlicher Aspekt zur Anwendung: Die Schöpfung aus dem Moment.

Das Bewusstsein ist im Normalfall die meiste Zeit mit etwas beschäftigt, das in der Vergangenheit oder Zukunft liegt. 5 Minuten vor oder nach einem Moment, sind bereits Vergangenheit und Zukunft.

Wenn dem Menschen tatsächlich der Moment an sich, diese unendlich kleine Millisekunde, bewusst ist und er diesen Moment immer wieder aufs Neue ohne hemmende Fokussierungen auf etwas anderes, in jeder Farbschicht auf das Bild synchronisiert, geschieht eine Befreiung und gleichzeitig Multiplizierung der persönlichen Ausdruckskraft.

Diesen Prozess lernte ich in der Meditation, dem Schreiben und der Kontemplation kennen, welche ich jahrelang betrieb.

Führt man den Ansatz weiter, so geschieht in der bewussten Wahrnehmung dieses Moments eine „Ent-Filterung“ der Interpretationen und Wahrnehmungen von Thematiken, die in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegen und die Erkenntnis des unmittelbaren Moments trüben. In diesem Zustand vollzieht sich eine innere Öffnung bis in die Feinmotorik des Körpers, also auch bis in die Hände, mit denen ich meine Gemälde schaffe. Die Hände und meine Seele werden „eins“ und die innere Klarheit wird mit meinen Emotionen verbunden und ausgedrückt.

Diese Millisekunde im Malprozess zu synchronisieren, ist ein essentieller Bestandteil in der Entstehung meiner Bilder. Der beschriebene Prozess kommt dabei ständig in Anwendung, z. B. wenn ich Farbspritzer auftrage, ein Prozess, der dem Abschießens eines Pfeils mit einem Bogen gleicht, wo das Innere freigesetzt, losgelassen und – auf dem Bild – sichtbar gemacht bzw. synchronisiert wird. Die bestmögliche Ausdruckskraft wird dann erreicht, wenn ich alles was gerade ist, durch mich hindurch fließen lasse.

WEITERE PSYCHOLOGISCHE ASPEKTE

Es wird in meinen Workshops dementsprechend zusätzlich zu meiner Maltechnik ein ein Intuitions-, Selbstwahrnehmungs- und Selbstbewusstseinstraining vermittelt, wo sich die Teilnehmer mit ihrem eigenen „Selbst“ verbinden können.

In dieser Verbindung haben wir alle Möglichkeiten damit, wer wir sind und was wir können. Wir begeben uns auf eine neue und tiefere schöpferische Ebene. Werden diese Momente im Leben ausgedehnt und zur Regelmäßigkeit, entsteht eine sehr große Kraft, Selbstverantwortung und Authentizität.

Wird der Moment tief und bewusst wahrgenommen und die eigenen freien Möglichkeiten werden greifbar, so wird die Sinnhaftigkeit von Interpretationen, Bewertungssystemen und Ideologien infrage gestellt. Diese Infragestellung löst Begrenzungen, die sich Menschen im Laufe ihres Lebens selbst machen, durch Einsicht, Emotion, Intuition und Kraft.

Man kann sich dabei fragen:

  • Wie sehe ich die Dinge ohne Filter? Das ist ein wesentlicher psychologischer Ansatz meiner Arbeit.
  • Wie sehe ich die Dinge intuitiv, wenn die Aufmerksamkeit in der momentanen, mich umgebenden Realität ist? In diesem Fall im Atelier oder Seminarraum, welcher die Dynamik der schöpferischen Ausdrucksform fördern kann.
  • Wie sehe ich die Dinge, wenn ich meine Gedanken selbstverantwortlich aussuche?

Der bewusste Moment, in dem die Intuition frei arbeitet, kann übrigens nicht negativ oder ungetrübt sein, weil dabei nur noch nicht bewertete und ungefilterte Logik sowie Wahrnehmung und Emotionen bleiben. Mein Ansatz in der Ausführung der Malerei geht nicht darum, etwas ausdrücken, das ich bewerte. Deshalb drücke ich keine Situationen, Thematiken oder die Realität aus, sondern in abstrakter Form ausschließlich die intuitiven Kräfte des jeweiligen Moments.

In weiterer Folge geht es um die Seele der Welt, darum, was über das Individuum hinausgeht und die Menschen – ohne Worte – wieder zusammenführt.

Meine Maltechnik stellt einen festen Arbeitsprozess dar, in dem der Farbschichtenaufbau fest konzipiert ist. Alle augenblicklichen Befindlichkeiten des Bewusstseins können, gefördert durch den Arbeitsprozess, auf die Bilder synchronisiert werden – transformiert in Ästhetik. Innerhalb dieses Konzepts sind unendlich viele Farb- und Formkombinationen in den jeweiligen Farbschichten und somit unendlich viele unterschiedliche Bilder möglich.